„Marsch für das Leben“?! – What the fuck!
Am 19. September 2020 findet in Berlin der „Marsch für das Leben“ statt. Trotz Corona-Ansteckungsrisiko wollen die selbsternannten „Lebensschützer“ auch dieses Jahr mit bis zu 5.000 Menschen gegen Abtreibung und körperliche Selbstbestimmung demonstrieren.
Unter dem Deckmantel des „Lebensschutzes“ propagiert der „Marsch für das Leben“ ein christlich-fundamentalistisches Weltbild . Entgegen des vorgeblichen Ziels ist für sie jedoch nicht jedes Leben gleich schützenswert: Bedacht wird dabei stets nur das „ungeborene Leben“, nicht die Lebensgefahr, in die schwangere Personen durch Abtreibungsverbote gebracht werden. Außerdem vertreten sie konservative Geschlechterrollen, eine rigide Sexualmoral, sind homo- und transfeindlich und berufen sich dabei auf Gott und die Bibel. Mit ihren Vorstellungen sind sie nicht allein, in der gesamten Gesellschaft erleben wir das Erstarken nationaler, konservativer und antifeministischer Positionen. Der Antifeminismus verbindet reaktionäre Strömungen, von der CDU/CSU, über die AfD bis zu Personen der extremen Rechten. Es kommt vermehrt zu Hetze gegen Frauen, queere Menschen/LGBTIQ*, Rassismus wird immer unverhohlener geäußert. Wir stellen uns gegen menschenfeindliche Positionen und fordern reproduktive Rechte für alle. Dazu gehört auch das Recht auf Abtreibung. Denn nur wenn es einen legalen Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen gibt, werden Schwangere vor den tödlichen Folgen unsicherer Abtreibungen geschützt. In Ländern, in denen es keinen sicheren Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen gibt, sehen wir, dass die Zahl an unsicheren Abtreibungen mit Todesfolge besonders hoch ist. Verbote verhindern Abtreibungen nicht, sie führen lediglich dazu, dass Menschen daran sterben.
Eine Pandemie namens Patriarchat …
Gerade während der Corona-Pandemie hat sich noch einmal wie unter einem Brennglas gezeigt, warum queer_feministische Kämpfe weiterhin wichtig und notwendig sind. Wer arbeitet in Pflegeberufen? Wer muss bei Schulschließungen plötzlich zuhause bleiben? Was ist, wenn „Zuhause“ kein sicherer Ort ist? Wie schnell lässt sich Europa noch mehr abriegeln? Wessen Leben wird bei knapper Versorgung als erstes als verzichtbar eingestuft? Wie wird die Pandemie ausgenutzt, um anti-emanzipatorische Politik durchzusetzen (looking at you, Sexarbeitsverbot…)? Warum soll Abtreibung plötzlich nicht zur Gesundheitsversorgung gehören?
Wenn auch du kein Bock auf diese antifeministische und nationalistische Scheiße hast, dann schließ dich unseren Protesten an!
Antifeminismus die Show stehlen:
Abtreibung legalisieren – Femizide stoppen – Carearbeit umverteilen
19. September 2020 | ab 13 Uhr | an unterschiedlichen Orten in Berlin-Mitte
Wir kämpfen
• für das Recht auf Abtreibung und einen leichten Zugang zu Informationen (juristisch gesprochen die Streichung der Paragrafen 218 und 219 aus dem Strafgesetzbuch).
• dafür, dass Schwangerschaftsabbrüche Teil der medizinischen Ausbildung werden, und alle Krankenhäuser diese durchführen.
• dafür, dass Abtreibungen als medizinische Leistung von der Krankenkasse bezahlt und anerkannt werden. Und auch für Menschen ohne reguläre Krankenversicherung.
• für kostenfreie Verhütungsmittel für alle.
• für eine Schwangerschaftsbegleitung, die sich am Wohl der Schwangeren orientiert und nicht am „gesunden Volkskörper“.
• für eine Gesellschaft, in der jeder Mensch – ob mit oder ohne Behinderung – die Unterstützung bekommt, die er braucht.
• für eine Gesellschaft, in der alle Geschlechter und sexuellen Begehren ohne Angst gelebt werden können – denn wir lieben, wen und wie wir wollen.
Wenn du dich diesen Forderungen anschließen kannst, dann komm mit uns am Samstag auf die Straße, um für eine solidarische emanzipatorische Gesellschaft und gegen den „Marsch für das Leben“ einzutreten!
Dieses Jahr gehören unsere Themen erst recht auf die Straße, auch wenn vieles anders ist. Wir wollen das Ansteckungsrisiko so klein wie möglich halten und es auch Menschen mit erhöhter Gefährdung ermöglichen, Teil des Protests zu sein.
Darum: auf zur widerständigen, queer-feministischen, aktionistischen Pro-Choice-Rallye in Berlin-Mitte. Wir werden an insgesamt 5 Orten vertreten sein, dazu mehr auf whatthefuck.noblogs.org. Laut sein, Präsenz zeigen, unsere Themen auf die Straße bringen – und das alles möglichst ohne Körperkontakt mit Fundis und Cops!
Let´s be careful with each other, so we can be dangerous together! Das heißt auch: Mund-Nasen-Schutz tragen (wenn ihr könnt), auf Abstand achten und Rücksicht nehmen. Zeigen wir allen, dass Feminismus Leben schützt!