Marsch für das Leben? – What the fuck! Queerfeministischer Protest in Berlin Mitte

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Am 21.09. findet in Berlin wieder der sogenannte „Marsch für das Leben“ statt – zu Tausenden wollen die radikalen AbtreibungsgegnerInnen ihre antifeministische, queerfeindliche und rückwärtsgewandte Ideologie auf die Straße tragen. Wir sagen: in Berlin ist kein Platz für dieses Netzwerk aus christlichen FundamentalistInnen, (extrem) Rechten und Konservativen!

Kein Antifaschismus ohne Queerfeminismus!

Der konsequente Kampf gegen Faschismus kann nur eines bedeuten: Den „Rechtsruck“ aus einer queerfeministischen Perspektive kritisieren und vereint für unsere Forderungen kämpfen! Die Europa- und Kommunalwahlen haben gezeigt, dass extrem rechte Kräfte sich einen Teil politischer Macht sichern – auch, weil Parteien der sogenannten Mitte es versäumt haben, klare Kante zu zeigen und stattdessen rechte Rhetorik übernommen haben. Dieser Zuwachs an politischer Gestaltungsmacht hat Auswirkungen auf unser aller Leben und ist für viele eine reale Bedrohung. Es ist unsere Aufgabe als antifaschistisches, queerfeministisches, radikales Bündnis gemeinsam mit euch diese katastrophale Entwicklung zurückzudrängen!

Anti-feministische Vorstellungen von Körper, Sexualität und Geschlecht

Die AFD spricht sich in ihrem extrem rechten, rückwärtsgewandten und menschenfeindlichen Europaprogramm nicht nur gegen die Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen aus. Viel mehr noch: Sie fordert darin die weitere Kriminalisierung und noch härtere Bestrafung dieser. Sie zeichnet das Idealbild einer weißen, heteronormativen Familie, alle Abweichungen davon werden pathologisiert und abgewertet. Damit richten sie sich gegen uns, gegen den Queerfeminismus, gegen den Antifaschismus. Erik Ahrens, der AfD-nahe, rechtsextreme Aktivist der „Identitären Bewegung“, äußerte sich vor einigen Monaten auf X (ehemals Twitter) zu seinen Vorstellungen von Eizelltransfer. Verglichen mit dem Wehrdienst „könnten junge Frauen gemustert und bei Eignung zur Abgabe von Eizellen verpflichtet werden, um die Demografie zu stabilisieren“, so Ahrends – eine dystopische Vorstellung, die an nationalsozialistische Eugenik erinnert und im derzeitigen Klima droht, wahr zu werden. Wir sagen: What the Fuck?! Menschen dürfen keiner Verwertungslogik unterliegen, sie dürfen nicht eingeteilt werden in Kategorien von unwertem und wertvollem Leben! Aber genau das steckt hinter der Ideologie der AfD.

Wir bestimmen über unsere Körper!

Unser jahrelanger Kampf gegen § 218 hat 2024 endlich zu einem großen Schritt in Richtung einer besseren Zukunft geführt: Die von der Regierung einberufene „Kommission zur reproduktiven Selbstbestimmung und Fortpflanzungsmedizin“, bestehend aus Expert*innen aus Medizin, Wissenschaft und Zivilgesellschaft, empfiehlt in ihrem Abschlussbericht die Abschaffung des § 218 und somit die Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen. Leider scheut sich die Regierungskoalition davor, den Empfehlungen zu folgen. Doch wir wollen Taten sehen und kämpfen so lange weiter, wie es nötig ist – bis alle Körper frei sind! Und unter Körpern verstehen wir nicht nur normierte, „gesunde“ Körper. Behinderte Menschen werden aus der gesellschaftlichen Mitte verdrängt, indem ihnen die Teilhabe erschwert wird. Vom Staat wird Behinderung als Last dargestellt, anstatt dass er die passende Unterstützung gewährleistet. Dieses Verständnis vom „gesunden“ Körper offenbart sich u.a. auch im Umgang mit Verfahren der Pränataldiagnostik (PND), die in Deutschland zu Kassenleistungen geworden sind. Im Rahmen von PND werden Angaben darüber gemacht, inwiefern eine Wahrscheinlichkeit besteht, dass ein Kind mit einer Behinderung zur Welt kommt. In den vergangenen Jahren haben wir klar gemacht, warum PND eine Selektion bedeutet, die zutiefst behindertenfeindlich ist. Behinderung darf nicht als unheilvolle Prognose dargestellt werden. Vielmehr müssen wir zuhören: Wie sehen die Lebensrealitäten von behinderten Menschen aus? Was bedeutet es, Eltern eines behinderten Kindes zu sein? Es braucht Politik von und für behinderte Menschen. Der Einsatz dafür muss Teil feministischer Kämpfe sein.

Gegen den Faschismus auf die Straße!

Und hier schließt sich der Kreis: Faschistische Vorstellungen von Gesellschaft, Zusammenleben und Körper dürfen nicht weiter über Politik und Denken bestimmen. Als Queerfeminist*innen fordern wir einen konsequenten Antifaschismus, der Ideologien der Ungleichwertigkeit angreift und für ein besseres Leben für alle eintritt. Kommt mit uns auf die Straße, um für diese Freiheit zu kämpfen! Lasst uns Macker und FaschistInnen von der Straße fegen – ob sie sich als „demokratische“ PolitikerInnen oder christlische „LebenschützerInnen“ tarnen.

burn the patriarchy – fight for feminism
Queer-feministischer Protest
21. September 2024 | Berlin Mitte

Wir kämpfen

  • für das Recht auf Abtreibung und einen leichten Zugang zu Informationen darüber (juristisch gesprochen die Streichung des Paragrafen 218)
  • dafür, dass Schwangerschaftsabbrüche Teil der medizinischen Ausbildung werden, und alle Krankenhäuser diese durchführen
  • dafür, dass Abtreibungen als medizinische Leistung von der Krankenkasse bezahlt und anerkannt werden – auch für Menschen ohne reguläre Krankenversicherung
  • für kostenfreie Verhütungsmittel für alle
  • für eine Gesellschaft, in der alle Kinder unter guten Bedingungen aufwachsen können – egal, wer ihre Eltern sind
  • für eine Gesellschaft, in der jeder Mensch – ob mit oder ohne Behinderung – die Unterstützung bekommt, die er braucht
  • für eine Gesellschaft, in der alle Geschlechter und sexuellen Begehren ohne Angst gelebt werden können