Trotz massiven Polizeiaufgebots erfolgreiche Pro-Choice-Rallye in Berlin-Mitte

Pressemitteilung 19.09.2020

Trotz massiven Polizeiaufgebots beteiligten sich heute ca. 3500 Aktivist:innen an der Pro-Choice-Rallye des queer-feministischen und antifaschistischen What-the-fuck-Bündnises und anderen Protestformen für eine Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen und ein selbstbestimmtes Leben und gegen den christlich-fundamentalistischen „Marsch für das Leben“.
Schon am Morgen sperrten Polizeibeamte den Bereich um das Brandenburger Tor weiträumig ab. Aktivist:innen wurde der Weg zu den angemeldeten Kundgebungen des What-the-fuck-Bündnisses zum Teil verweigert. Dennoch waren im Laufe des Tages alle Kundgebungen gut besucht.

„Wir freuen uns über die Teilnahme tausender queer-feministischer Aktivist:innen an unserer Pro-Choice-Rallye. Der ‚Marsch für das Leben‘ wurde von der Auftaktkundgebung bis zur Abreise durch die Kundgebungen, die an der ganzen Strecke entlang stattfanden, lautstark gestört. Die Teilnehmer:innen der Rallye waren motiviert, aktiv und laut. Wir konnten ein deutliches Zeichen gegen die reaktionären und antifeministischen Inhalte der Abtreibungsgegner setzen.“, so Lili Kramer, Pressesprecherin des What-the-fuck-Bündnisses.

Auch in diesem Jahr fanden sich in den Reihen des Marsches wieder AfD-Mitglieder, unter anderem Beatrix von Storch. Auf einem Foto ist zu sehen, wie sich von Storch mit einem Abtreibungsgegner unterhält, der ein Schild mit „All lives matter“ und einer „Make America great“-Cap trägt. Dieses Bild spiegelt deutlich die paradoxen Ansichten der Teilnehmer:innen des „Marsch für das Leben“ wieder. Die Abtreibungsgegner:innen versuchen durch Parolen wie „All lives matter“ oder „Babies lives matter“ die antirassistischen Proteste der letzten Monate aus einer zutiefst reaktionären und menschenfeindlichen Ideologie heraus zu vereinnahmen.
Es gab auch andere misslungene Versuche, Bezüge zu anderen aktuellen politischen Debatten herzustellen: Alexandra Linder, Vorsitzende des Bundesverband Lebensrecht e.V., der den „Marsch für das Leben“ jedes Jahr organisiert, verglich Schwangerschaftsabbrüche mit dem Schreddern von männlichen Küken in der Massentierhaltung.
Neben der Pro-Choice-Rallye des What-the-fuck-Bündnisses fand eine Demonstration des Queerpferdchen-Bündnisses mit 300 Teilnehmer:innen statt. Diese wurden im Anschluss von der Polizei daran gehindert an einer der What-the-fuck-Kundgebungen teilzunehmen. Auch die Aktivist:innen, die an der angemeldeten Kundgebung der Bündnisses für sexuelle Selbstbestimmung teilnehmen wollten, wurde der Zugang von der Polizei verweigert. Am frühen Abend wurden mindestens zehn Aktivist:innen festgenommen. Sie wurden teils mit Handschellen fixiert.
„Wir fragen uns wirklich mit welchen Argumenten die Berliner Polizei diese repressiven Maßnahmen und das massive Aufgebot mit Beamt:innen aus dem gesamten Bundesgebiet rechtfertigt. Zu welchem Preis wird hier eine Veranstaltung in Zeiten von Corona durchgeboxt, die weit hinter den gesellschaftlichen Diskurs um Schwangerschaftsabbrüche, reproduktive Gerechtigkeit und Selbstbestimmung zurückbleibt?“, so Lili Kramer, Pressesprecher:in der What-the-fuck-Bündnisses.
Trotz des Versuchs der Berliner Polizei, die Gegenproteste gegen den „Marsch für das Leben“ einzuschränken, wertet das What-the-fuck-Büdnis die Rallye als vollen Erfolg. Mit vielen kreativen Protestformen, viel Lärm und Spaß haben die queer-feministischen Aktivist:innen den Abtreibungsgegner:innen mal wieder die Show gestohlen. Auch im nächsten Jahr wird das What-the-fuck-Bündnis zu Protesten gegen den Marsch für das Leben aufrufen.