Pressemitteilung: Investigative Recherche „Keinmaedchen.de“

PRESSEMELDUNG 04.09.2023

Investigative Recherche: Kontaktaufnahme mit vermeintlichem Infoportal für trans Jugendliche
keinmaedchen.de verbreitet gezielt Falschinformationen und missbraucht die Unsicherheit junger Menschen

Das Berliner What the fuck?!-Bündnis hat in einer umfassenden Recherche das Portal keinmaedchen.de beobachtet und von April-August 2023 das vermeintliche Beratungsangebot getestet.
Bei keinmaedchen handelt es sich um ein Portal, das sich gezielt an trans Kinder und Jugendliche sowie deren Eltern richtet. Von der Aufmachung her erweckt es den Anschein einer Aufklärungsseite bzw. eines Unterstützungsangebotes, tatsächlich verbirgt sich dahinter transfeindliche Ideologie und der strategische Einsatz von Desinformationen.
Im Impressum der Internetseite steht der Trägerverein Ehe Leben Familie e.V. mit Sitz in Magdeburg, der unter anderem auch hinter der queerfeindlichen Initiative Demo-für-Alle steht.
Zwar scheint keinmaedchen auf den ersten Blick die Gefühle und Fragen der Jugendlichen ernstzunehmen, die eigentliche Botschaft ist aber: Du bist nicht trans, trans gibt es gar nicht. Fehlinformationen und Panikmache rund um Pupertätsblocker bilden den Schwerpunkt der Seite. Darüber hinaus wird eine Art soziale Ansteckung von Queerness imaginiert. Die Seite adressiert vor allem trans Jungen. Das entspricht dem gegenwärtigen „Gender Critical“-Diskurs, wonach trans Jungen eigentlich verwirrte Mädchen seien, die es vor der „Transideologie“ zu retten gelte.

Nach den verheerenden Botschaften auf der Website hat sich das What the fuck?!-Bündnis gefragt: Womit sehen sich Menschen konfrontiert, die tatsächlich bei keinmaedchen Unterstützung suchen? Um darauf eine Antwort zu finden, wandte sich das Bündnis im April 2023 als 15-jähriger Kai über das Kontaktformular an keinmaedchen. Geantwortet hat ein Mann namens Martin, mit dem es bis August mehrere Mailwechsel gab. Daraus sind schließlich zwei Telefonate hervorgegangen – eines mit Kai und eines mit seiner Mutter Silke.
Bei keinmaedchen steht nicht die Unterstützung der Jugendlichen im Mittelpunkt, sondern die Verbreitung  politischer Propaganda.

„Menschen wie Martin werfen queeren Erwachsenen regelmäßig unrechtmäßig vor, sich an Kinder heranzumachen. Stattdessen sind sie es, die sich unter Vortäuschung falscher Tatsachen Minderjährigen annähern und dabei zweifelhafte Kontaktwege einschlagen. Dabei haben sie nicht das Kindeswohl im Auge, sondern wollen die Sorge um Kinder für ihren antifeministischen, queerfeindlichen und rückwärtsgewandten Kulturkampf von Rechts instrumentalisieren.“, sagt Lili Kramer, Pressesprecherin des What the Fuck?!-Bündnisses.

Die auf der Seite zu findenden Fehlinformationen zu Pupertätsblockern werden von dem Mitarbeiter der Seite Mantra-artig wiederholt. Er macht deutlich: Aus seiner Perspektive ist Transsein nicht normal und selbstverständlich ein Tabu. Queere Communitites stellt er als schädlich dar und empfiehlt der Mutter, ihr Kind von diesen fernzuhalten und es in der Familie einzubinden, quasi zu isolieren. Sie solle nicht Kais selbstgewählten Namen nutzen und stattdessen seine Transidentität verleugnen. Würden Eltern die Ratschläge von keinmaedchen beherzigen, würde dies Stigmatisierung, Einsamkeit und Selbstzweifel für ihr Kind bedeuten. Im Gespräch offenbaren sich Wissenslücken sowie gezielt eingesetze Fehlinformationen des Mitarbeiters von keinmaedchen. Darüber hinaus fragt dieser mehrfach den minderjährigen Kai nach seiner Telefonnummer. „Dies ist für eine seriös arbeitende Beratungsstelle ein undenkbares Vorgehen, es widerspricht nicht nur dem besonders sensiblen Umgang mit Daten Minderjähriger, sondern ist in üblichen Kinderschutzkonzepten auch deswegen verboten, weil solche Kontakte anfällig sind für Machtmissbrauch“, betont Lili Kramer.

Ein Bericht über die Kontaktaufnahme sowie eine ausführliche Einordnung befinden sich auf der Seite des Bündnisses: https://whatthefuck.noblogs.org/recherche-keinmaedchen/


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