Pressemitteilung: Fazit Aktionstag 18.9.21

Pressemitteilung 18.9.2021
Kraftvolle Proteste gegen den „Marsch für das Leben“ am 18. September 2021 in Berlin-Mitte
Am Samstag den 18. September zogen wieder die sogenannten „LebensschützerInnen“ unter dem Banner des „Marsch für das Leben“ (MfdL) begleitet von lauten und wütenden Protesten durch Berlin-Mitte. Das „What-the-Fuck!?“-Bündnis organisierte neben einer gut besuchten Kundgebung am Washington Platz viele kleinere, dezentrale Aktionen entlang der Route des Marsches. Nach Polizei-Angaben blieben die christlichen FundamentalistInnen mit den Teilnehmenden deutlich hinter den Zahlen der letzten Jahre zurück. Im Gegenteil dazu freuten sich die Gegenproteste über zahlreiche queer-feministische Aktivist*innen.


„Zusätzlich zu der Demonstration des ‚Bündnisses für sexuelle Selbstbestimmung‘, an der über 1000 Menschen teilnahmen, rechnen wir mit ca. 2000 Aktivist*innen, die dezentral unterwegs waren. Der ‚Marsch für das Leben‘ wurde von der Auftaktkundgebung bis zur Abreise lautstark gestört. Die Teilnehmer*innen der Gegenproteste waren motiviert, aktiv und laut. Wir konnten ein deutliches Zeichen gegen die reaktionären und antifeministischen Inhalte der Abtreibungsgegner*innen setzen.“, so Ella Nowak, Pressesprecherin des What-the-fuck-Bündnisses.

Unter anderem gab es am Mittag zwischen dem Berliner Hauptbahnhof und dem Bundestag einen Flashmob. Aktivist*innen wiesen in einer Kunstaktion auf die hohe Zahl von 22.800 Menschen hin, die jedes Jahr weltweit an den Folgen illegalisierter Abtreibung sterben, indem sie sich in einem ‚Die-In‘ auf den Boden legten. Auf ihren T-Shirts waren Kleiderbügel und Blut zu sehen. Kleiderbügel werden oft als Instrument für eine Abtreibung benutzt, wenn sich Menschen aufgrund der Kriminalisierung von Abtreibung nicht anders zu helfen wissen.
An der Route der christlichen FundamentalistInnen kam es ebenfalls zu lautstarken und aussagekräftigen Protesten. Eine Gruppe von queer-feministischen Aktivist*innen hatte eine ‚Pink Silver‘-Choreographie einstudiert, mit der sie ihre politischen Forderungen mit Hilfe von Parolen und Tanzeinlagen lautstark und mit Nachdruck auf die Straße trugen, andere Aktivist*innen anfeuerten und die AbtreibungsgegnerInnen verärgerten.
Zu Beginn des Marsch für das Leben brachte eine Band die AbtreibungsgegnerInnen mit einem Song von Xavier Naidoo in Stimmung. Xaiver Naidoo äußerte sich in den letzten Jahren immer wieder rassistisch sowie antisemitisch und verbreitet immer wieder Verschwörungsmythen. Ein vielsagender Start für die Kundgebung des MfdL. Im Laufe des Marsches fielen auch immer wieder Corona-VerharmloserInnen und ImpfgegenerInnen auf.
Auch in diesem Jahr fanden sich in den Reihen des Marsches wieder AfD-UnterstützerInnen, die ihre politische Überzeugungen durch Plakate deutlich machten. Im Vorhinein hatte der AfD-Bundesvorstand zur Teilnahme am sogenannten „Marsch für das Leben“ (MfdL) aufgerufen. Kath.net, ein erz-katholisches Medienportal bezog sich positiv auf diese Nachricht und forderte auch die Unions-Parteien auf, sich geschlossen hinter den Marsch zu stellen. Auch Redakteure und Autoren der extrem rechten Zeitung „Junge Freiheit“ riefen auf twitter dazu auf, am MfdL teilzunehmen, was wiederum vom MfdL-Bündnispartner „Demo für alle“ geliked worden war. In den ersten Reihen des MfdL mag es in den letzten Jahren zu einer Ausdünnung von extrem Rechten gekommen sein, schaut man hinter die Fassade erstreckt sich jedoch ein antifeministisches Netzwerk, in dem sich Neonazis von der „Jungen Freiheit“, extrem Rechte AfD-Mitglieder und vermeintlich gemäßigte Konservative die Hände reichen.
Zudem waren wieder die NS-verharmlosenden Plakate „Nie wieder ‚unwertes Leben'“ auf dem Marsch zu sehen. Mit diesen werden Schwangerschaftsabbrüche mit der Ermordung von Millionen Jüdinnen*Juden sowie behinderter Menschen durch die NationalsozialistInnen gleichgesetzt und diese dadurch verharmlost. Auch eine Person mit einem T-Shirt, auf dem „stoppt den Babycaust“ zu lesen war, reihte sich ohne Probleme in die Reihen der vermeintlichen „LebensschützerInnen“ ein. Die Polizei lies diese nach einer kurzen Kontrolle weiter laufen.
„Trotz der enormen Repression, der queer-feministische Aktivist*innen in den letzten eineinhalb Jahren aufgrund von Protesten im Jahr 2019 ausgesetzt waren, bestimmte der Protest gegen den „Marsch für das Leben“ auch dieses Jahr wieder das Berliner Stadtbild. Mit insgesamt 3000 queer-feministischen Aktivist*innen wurden sichtbare und laute Gegenproteste direkt am Marsch der Fundis möglich. Mit Repression wollen sie uns zum Schweigen bringen. Aber das lassen wir nicht zu. Statt zu schweigen, reden und protestieren wir.“, so Ella Nowak, Pressesprecherin des What-the-Fuck?!-Bündnisses.

Ella Nowak, Pressesprecherin