Corona-Leugner*innen nutzen feministische Slogans. WHAT THE FUCK!
In Berlin rufen Corona-Leugner*innen unter dem Motto „Mein Körper, meine Entscheidung“ zu Demos auf, bei den sogenannten Spaziergängen tauchen neben Nazis #MyBodyMyChoice Schilder auf – hackt’s bei euch?! Diese Sprüche haben einen Kontext und wir überlassen sie euch nicht! Bei Pro Choice geht es um die Selbstbestimmung über den EIGENEN Körper.
Neun Monate ungewollt schwanger sein und 20 Minuten im Supermarkt eine Maske tragen sind NICHT das gleiche!
„Mein Körper, meine Entscheidung“ ist eine Selbstbehauptung gegen patriarchale Zwänge, gegen eine Gesellschaft, in der andere meinen, über die Körper und Sexualität von FLINTA urteilen und bestimmen zu dürfen. Es geht darum, über das eigene Leben entscheiden zu dürfen – jenseits von sexistischen Erwartungen und nationalistischen Bevölkerungspolitiken.
Schon deswegen kann #MyBodyMyChoice kein Slogan für diejenigen sein, die mit Personen der extremen Rechten in den ersten Reihen durch die Straßen marschieren. Das fundamentale Recht, über den eigenen Körper zu bestimmen, wird bestimmten Gruppen noch immer abgesprochen. Daran hängen Zuschreibungen, wie fehlende Urteilsfähigkeit und vor allem Machtverhältnisse – es geht nicht um Uwe und Horst, die keine Lust haben, in einer Pandemie solidarisch zu sein. Es geht nicht um das Recht, andere zu gefährden. Die Aneignung dieser Slogans durch Pandemieleugner*innen ist perfide – besonders, wenn wir darauf schauen, wem sie durch ihr Verhalten Raum für Entscheidungen und viel Bewegungsfreiheit nehmen. Menschen mit erhöhtem Risiko für schwere Verläufe, die dann Zuhause bleiben, weil sie sich nicht darauf verlassen können, dass Heike und Bernd im Bus ihre Maske ordentlich tragen, Leute, deren OP-Termine verschoben werden, weil die Krankenhäuser überlastet sind und so viele mehr.
Ja, das liegt auch an einer völlig verfehlten Politik und es braucht (sinnvolle) Kritik an den Maßnahmen und einen Blick darauf, wen die Krise härter trifft als andere. Von #GebtDiePatenteFrei über Arbeitsbedingungen in der Pflege, pauschale Quarantäne in Gemeinschaftsunterkünften, fehlende Unterstützung für arme Menschen, den Umgang mit obdachlosen Personen, die Ungleichbehandlung von Sexarbeitenden gegenüber anderen körpernahen Dienstleistungen.
Gerade aus linker, queer-feministischer Perspektive gibt es viel an der Pandemiepolitik zu kritisieren.
Dabei dürfen wir uns aber nie gemein machen mit Verschwörungsideolog*innen, rechten Esoteriker*innen, Faschos und denen, die Seite an Seite mit ihnen laufen.
Und ja, in Pro Choice-Zusammenhängen muss Platz sein für eine kritische Auseinandersetzung mit dem Konzept von „Choice“ in einer kapitalistischen Welt, die von so vielen Macht- und Diskriminierungsverhältnissen geprägt ist.
Es braucht eine Anerkennung, dass Diskurse um reproduktive Rechte nie für alle gleich waren oder sind. Damit, dass es nicht für alle nur um den Schwangerschaftsabbruch geht, sondern auch um Recht auf Elternschaft, um rassistische und ableistische Diskurse, wer in dieser Gesellschaft Kinder haben soll, um heteronormative Familienbilder uvm.
Pro Choice sollte ein Kampf für bessere Bedingungen für ein selbstbestimmtes Leben für alle sein, nicht Entscheidungsfreiheit für einige wenige.
Unter #MyBodyMyChoice ist Raum, Kämpfe für körperliche und sexuelle Selbstbestimmung zusammenzudenken. Für trans Rechte. Für die Rechte von Sexarbeitenden. Aber niemals für Nazis, Pandemieleugner*innen und Verschwörungsideolog*innen. Ihr bekommt unsere Slogans nicht!
Nach #MyBodyMyChoice kommt nämlich „Raise your voice!“. Wir werden uns euren Demos und Spaziergängen in den Weg stellen. Wir werden euch weder unsere Slogans, noch die Straße oder den Diskurs überlassen!