Die Aberkennung reproduktiver Rechte durch „Lebensschützer*innen“ und Staatsgewalt
Was sich im Kampf der selbsternannten „Lebensschützer*innen“ gegen Schwangerschaftsabbrüche ausdrückt, ist mehr als ein unverhohlener Antifeminismus: Die massive Intervention christlicher Fundamentalist*innen in die körperliche Selbstbestimmung gebärfähiger Personen speist sich aus einem extrem konservativen Weltbild, das inhärent hetero- und cis-normativ fundiert und einer völkischen Ideologie verhaftet ist. Eine ihrer wichtigsten Begründungsfiguren im Kampf gegen körperliche Selbstbestimmung ist eine vermeintlich natürliche, von Gott geschaffene Ordnung binärer Geschlechtlichkeit, die Frauen und Männer auf extrem starre Rollen verweist. Heterosexualität und Cisgeschlechtlichkeit werden in diesem Rahmen zur einzig natürlichen Norm erklärt, was die Negation queerer Existenzen zur Folge hat.
In der naturalisierenden Normierung von Körpern und Identitäten steht die deutsche Gesetzgebung den starren Binaritäten der „Lebensschützer“*innen in nichts nach. Während durch den Paragrafen 218 die Möglichkeit, eine Schwangerschaft zu beenden, kriminalisiert wird, grenzten lange andere Gesetze in einer entgegengesetzten Bewegung für viele queere Personen die Möglichkeit, überhaupt schwanger zu werden und Kinder zu bekommen, massiv ein. So wurde trans* im Rahmen des TSG lange eine Fortpflanzungsunfähigkeit gesetzlich vorgeschrieben: der entsprechende Paragraf, der eine Sterilisation als Bedingung für eine gewünschte Vornamens- und Personenstandsänderung festhielt, ist erst 2011 gekippt worden. Immer noch rechtsgültig ist die Bestimmung, wonach kinderzeugende trans* Personen mit dem ihnen bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht in die Geburtsurkunde des Kindes eingetragen werden.
Diese Gesetzgebung ist der Ausdruck queer_feindlicher, essentialistischer Annahmen, die Geschlecht auf eine binär konzipierte, vermeintlich natürliche Körperlichkeit einschränken und damit extrem starre, ideologische Vorstellungen von Männlichkeit und Weiblichkeit tradieren.
Wir fordern die bedingungslose Anerkennung der geschlechtlichen Identität eines Menschen, die nur selbst bestimmt werden kann sowie die gleiche Anerkennung aller Sexualitäten. Trans* Personen muss die dem Identitätsgeschlecht entsprechende Nennung als Elternteil zugestanden werden. Genauso sollten gleichgeschlechtliche Eltern direkt als Eltern eines Kindes anerkannt werden.
Solange wir Staatsgewalt ertragen müssen ist die Formulierung eines Gesetzes, das die Selbstbestimmung von trans* achtet und sich dieser verpflichtet das Mindeste! Sie ist längst überfällig!
Gegen Fundamentalismus, Staatsgewalt und die binäre Norm!
Für geschlechtliche und sexuelle Selbstbestimmung!
ABQ