Marsch für das Leben 2023 – Erneut weniger Beteiligung, umso mehr Rechte!

Pressemitteilung 16.9.2023

Am 16. September fand wie jedes Jahr in Berlin der sogenannte „Marsch für das Leben“ (MfdL) statt. An diesem Tag finden sich jährlich unter dem Deckmantel des „Lebensschutzes“ christliche FundamentalistInnen, konservative und extrem-rechte AkteurInnen zusammen. Der MfdL ist erneut geschrumpft und blieb mit lediglich 1900 TeilnehmerInnen weit unter den angemeldeten 5000 AbtreibungsgegnerInnen. Gegen den MfdL versammelten sich viele Hundert Aktivist*innen aus verschiedenen Bündnissen und begleiteten den Marsch an jeder Straßenecke. Die Gegenproteste waren bunt und kreativ. Unter anderem gab es eine Kundgebung am Hauptbahnhof, viele Störaktionen und Blockadeversuche. Die Route der AbtreibungsgegnerInnen wurde durch die Polizei verkürzt und viele ihrer Beiträge waren unter dem lautstarken Protest kaum zu hören.

Foto Credit: Kinkalitzken

RednerInnen des Bühnenprogramms des MfdL fielen abermals durch Euthanasie-Vergleiche auf und bewegten sich nah an Holocaust-Leugnung und Volksverhetzung. Den hetzerischen Beiträgen lauschte abermals auch einige Prominenz der AfD, unter anderem in Person von Martin Kohler (Vorsitzender der Berliner Jungen Alternative), Joachim Kuhs (Christen in der AfD), Martin Hohmann (Ex CDU, seit 2016 AfD) und Robert Eschricht (AfD Berlin).

Außerdem waren neben rechten Youtubern und skurrilen extrem-religiösen, nationalistischen Gruppen auch wieder Hedwig von Beverfoerde von der „Demo für alle“ und Sven von Storch (Freie Welt) dabei. Beide sind seit Jahren aktiv gegen sexuelle und reproduktive Selbstbestimmung. Sven von Storch bedient auf seinem Blog eine Vielzahl an verschwörungsideologischen und extrem-rechten Narrativen. Auch weitere TeilnehmerInnen des Marsches fielen durch extrem-rechte Symboliken auf. Ein Teilnehmer wurde beim Zeigen des White Power Grußes fotografiert, viele Schilder relativierten den Holocaust oder versuchten, sich linke Slogans anzueignen („small lives matter“, „kein Mensch ist egal“, Embryo mit Sprechblase „Me too?“).

„Unter dem Banner des Lebensschutzes versammelte sich auch dieses Jahr wieder die ganze Bandbreite des rechten queer- und feminismusfeindlichen Milieus. Die Bedeutung des MfdL nimmt dabei stetig ab, wie an dem erneut geschrumpften Zulauf abzulesen ist. Aufgefallen sind indes wieder die vielen extrem-rechten Inhalte. Unser Fazit ist: Weniger Beteiligung, mehr Rechte. Der Versuch sich ein bürgerliches Image zu geben, kann als gescheitert betrachtet werden. Unsere Proteste waren laut und bunt! Wir haben mal wieder gezeigt, dass wir viele sind und für unsere Rechte kämpfen!“, betont Ella Nowak, Pressesprecher*in des What-the-fuck-Büdnisses.

Die Proteste zeigen ihre Wirkung. Auch in Köln gab es massiven Gegenwind für den dort erstmals stattfindenden MfdL. Nach mehreren Blockaden musste der Kölner Marsch abgebrochen werden. Wir solidarisieren uns mit den queer-feministsichen Aktivist*innen in Köln und verurteilen jede Polizeigewalt.