Am 20. September findet in Berlin wieder der sogenannte „Marsch für das Leben“ statt. Und wieder werden wir protestieren! Der „Marsch für das Leben“ in Berlin ist die größte öffentliche Veranstaltung der selbsternannten „Lebensschutzbewegung“. Doch der Name ist eine Farce. Dieser christlich fundamentalistischen Gruppierung geht es nicht um den Schutz von Leben, sondern um die Durchsetzung patriarchaler und queerfeindlicher Politik. Vordergründig fordern sie ein vollständiges Verbot von Schwangerschafts-abbrüchen, aber es geht ihnen um mehr.
Hetze gegen trans* Menschen und queere Bildung
Seit Jahren hetzten die „LebensschützerInnen“ gegen queere Bildungsprojekte und in der jüngsten Vergangenheit haben sie sich mit transfeindlichen Verschwörungserzählungen hervorgetan. Sie schmeißen mit Kampfbegriffen wie „Gender-Ideologie“ oder „LSBTI-Kult“ um sich, um queere Sichtbarkeit als vermeintliche Indoktrinierung zu verteufeln. Und damit nicht genug! Sie veröffentlichen Falschinformationen im Internet und wollen damit Jugendliche von einer selbstbestimmten Transition abbringen. Das ist extrem gefährlich!
Überschneidungen mit der extremen Rechten
Kein Wunder also, dass sich die christlichen Fundis so gut mit anderen AkteurInnen der extremen Rechten verstehen: Sie eint das Feindbild Feminismus. Geschlechtliche und sexuelle Vielfalt wollen sie unterdrücken.
Das christlich fundamentalistische Weltbild ist in seinem extremen Konservatismus an sich schon politisch rechts. Zahlreiche PolitikerInnen der rechtspopulistischen und extrem rechten AfD haben einen christlich fundamentalistischen Hintergrund. Prominentes Beispiel ist das Ehepaar von Storch, das gerne beim „Marsch für das Leben“ in Berlin mitläuft.
Doch die christlich fundamentalistische „Lebensschutzbewegung“ verfügt längst auch über Kontakte in die nicht-religiöse extrem rechte Szene. Denn auch für Neonazis sind Schwangerschaftsabbrüche verachtenswert. Sie passen nicht in ihr völkisches Weltbild, das konservative Geschlechterrollen und die weiße cis-hetero Familie als „Keimzelle der Gesellschaft“ propagiert. Gemeinsame Veranstaltungen von christlichen FundamentalistInnen und der Neuen Rechten wie die Durchführung sogenannter Familienkonferenzen belegen gute Kontakte zwischen der „Lebensschutzbewegung“ und der extremen Rechten. Wer hier wegschaut und das Märchen der ach so harmlosen „Lebenschutzbewegung“ glaubt, verharmlost und unterschätzt die Gefahr und normalisiert queerfeindliche und rassistische Erzählungen.
Es gibt enge Verstrickungen zwischen der extremen Rechten, die offen ableistisch und behindertenfeindlich ist, und den Fundis, die die Verteufelung von Schwangerschaftsabbrüchen immer wieder mit dem „Schutz behinderten Lebens“ zu rechtfertigen versuchen, so wird letzteres leicht enttarnt als das was es ist: Wer kein Problem damit hat mit offen ableistischen und behindertenfeindlichen AkteurInnen zusammemzuarbeiten, der meint es mit dem „Schutz behinderten Lebens“ wenig ernst. Hinter dem vermeintlichen Engagement für die Rechte be_hinderter Menschen verbirgt sich eine ebenso ableistische wie abwertende Haltung, bis hin zur Instrumentalisierung be_hinderter Menschen. Bilder von Menschen mit Trisomie21 werden massenhaft auf Plakate gedruckt und genau sie werden vermehrt auf Bühnen geholt als „Gründe“ für ein Verbot von Schwangerschaftsabbrüchen. Genau dieses Verhalten diffamiert nicht nur den Kampf für reproduktive Rechte und das Recht auf Abtreibung – für be_hinderte UND nicht-be_hinderte Menschen -, sondern zeigt, dass es den Fundis nicht um Solidarität im Kampf von be_hinderten Menschen geht.
Hineinwirken in die bürgerliche Mitte
Leider kommen die Fundis mit ihren antifeministischen und queerfeindlichen Narrativen nicht nur bei den Rechten gut an. Zu oft wird deutlich, dass ihre Untergangserzählungen anschlussfähig für die sogenannte bürgerliche Mitte sind.
Wir leben in einer Zeit, in der queeren Menschen – vor allem trans* und nicht binären Personen – an allen Ecken Misstrauen, Hass und Hetze entgegenschlagen kann. Und das auch in der sogenannten „Mitte der Gesellschaft“. Transfeindlichkeit tarnt sich als vermeintliche „Sorge um Kinder“ oder als „Meinungsfreiheit“. Doch dahinter steckt Hass. Und mit diesem Gefühl wird Politik gemacht: Von rechten Parteien, von konservativen Kräften und christlichen FundamentalistInnen, die einen Rollback herbeisehnen. Auch von Parteien der bürgerlichen Mitte. Überall kann neuerdings „Besorgnis“ geäußert werden, trans* sein könne nur ein „Hype oder Trend“ sein. Aber so etwas ist kein Diskurs! Das ist reaktionärer Bullshit! Trans* Rechte, wie das Recht auf Sicherheit oder die Entfaltung der Persönlichkeit sind Menschenrechte! Und die sind nicht verhandelbar!
Und immer noch keine Reform des §218
Was viele nicht wissen: Schwangerschaftsabbrüche sind in Deutschland immer noch eine Straftat – der §218 besagt nur, dass sie unter bestimmten Voraussetzungen straffrei bleiben. Für ungewollt Schwangere ist die Möglichkeit eines straffreien Schwangerschaftsabbruchs eine wichtige Voraussetzung, um Handlungsfreiräume über das eigene Leben zu wahren. Daher fordern wir eine Entkriminalisierung. Der §218 muss aus dem Strafgesetztbuch gestrichen werden.
Im April 2024 hat eine von der Bundesregierung einberufene Expert*innen-Kommission empfohlen, den §218 endlich zu reformieren und Schwangerschaftsabbrüche in den ersten zwölf Wochen zu entkriminalisieren. Doch was ist passiert? Ein entsprechender Gesetzentwurf wurde im Februar diesen Jahres im Bundestag abgeschmettert. Und das auch durch Stimmen sich in der Mitte verortender Parteien.
Wir kämpfen weiter für die Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen und dafür dass alle geschlechtlichen Identitäten und Formen des Begehrens ohne Angst gelebt werden können.
Schließt euch unseren Protesten an! Gemeinsam werden wir uns am 20. September den Fundis in den Weg stellen! Für den Queerfeminismus und eine solidarische Gesellschaft!
20. September 2025
Uhrzeit folgt noch
Berlin-Mitte</h3
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