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Aufruf zu Protesten gegen den „Marsch für das Leben“ am 17. und 18. September 2021
Am 18. September 2021 findet in Berlin der sogenannte „Marsch für das Leben“ (MfdL) statt. Obwohl Abtreibungen in Deutschland noch immer strafbar sind und die Versorgungslage seit Jahren schlechter wird, wollen christliche FundamentalistInnen (auch „Fundis“ genannt) den Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen weiter erschweren. Unter dem Deckmantel des „Lebensschutzes“ propagiert der „Marsch für das Leben“ ein konservatives und sexistisches Weltbild. Für die Fundis ist jedoch nicht jedes Leben gleich schützenswert:
Die Fundis interessieren sich nur für das Leben des Fötus. Die Lebensgefahr für ungewollt Schwangere durch illegale und unsichere Abtreibungen ist ihnen egal – genauso wie die körperliche Selbstbestimmung der Betroffenen. Außerdem vertreten sie konservative Geschlechterrollen, eine rigide Sexualmoral, sind homo- und transfeindlich und berufen sich teilweise auf wörtliche Bibelauslegungen.
Mit ihren Vorstellungen sind sie nicht allein, in der gesamten Gesellschaft erleben wir das Erstarken nationaler, konservativer und antifeministischer Positionen. Der Antifeminismus verbindet reaktionäre Strömungen, von der FDP und CDU/CSU bis zur AfD und anderen extremen Rechten. Es kommt vermehrt zu Hetze gegen Frauen, queere Menschen/LGBTIQ*, Rassismus und Antisemitismus werden immer unverhohlener geäußert.
Wir stellen uns gegen menschenfeindliche Positionen und fordern reproduktive Rechte für alle! Dazu gehört auch das Recht auf Abtreibung.
„Wir sind die Perversen, wir sind euch auf den Fersen“
Der Kampf für das Recht auf körperliche Selbstbestimmung bleibt nicht ohne Folgen. Wegen einer Beteiligung an einer Sitzblockade gegen den MfdL 2019 sind über 100 Aktivist*innen angezeigt worden. Den meisten von ihnen wird „Nötigung“ vorgeworfen. Seit November 2020 laufen die Verfahren vor dem Amtsgericht Tiergarten Berlin.
Repression soll einschüchtern und uns klein machen – aber unsere Solidarität ist stärker! Als „What the fuck?!“-Bündnis unterstützen wir die angeklagten Genoss*innen bei ihren Prozessen, es gab Kundgebungen und eine Unterschriftenkampagne. Und dank des vielen Supports, einer erfolgreichen Crowdfunding-Kampagne und der Unterstützung durch die Rote Hilfe können die anfallenden Kosten übernommen werden. Aktivist*innen und wir als Bündnis sind durch die Prozesse zusammengewachsen, vernetzt und gestärkt.
Die Prozesse sind eine Farce, fast alle Verfahren wurden wegen Geringfügigkeit eingestellt. Doch die Staatsanwaltschaft besteht auf den Verfahren, Sitzblockaden sollen kriminalisiert und Aktivist*innen von ihrem Protest abgehalten werden. Während der Prozesse haben die Cops immer wieder eine Bühne, um unsere Proteste und linken, queer-feministischen Aktivismus im Allgemeinen in den Dreck zu ziehen.
Blut, Kot und Glitzer gegen das Patriarchat!
Während die Fundis als alte, gebrechliche Opfer dargestellt wurden, wurden aus den Feminist*innen gewalttätige Terrorist*innen gemacht. Unterstellungen, bei den Protesten sei mit „Blut, Kot und Glitzer“ geworfen worden, konnten unwidersprochen geäußert werden.
Diese Diffamierung von queeren und feministischen Menschen und Protest als eklig und pervers hat eine lange Tradition – die anhält. Dies zeigte auch jüngst die Kampagne nach der Räumung der Liebig34 im Oktober 2020, als Medien die Wohnräume unserer Genoss*innen als „Ekel-Bude“ zu inszenieren versuchten.
„We are here, we’re queer, we’re fabulous – don’t mess with us!“
Wir sind solidarisch mit allen, die die Erfahrung teilen, dass Menschen sie abwerten, weil sie ihre sexuelle Orientierung offen leben. Mit jenen, deren Lebensentwürfe durch rechts-konservative Ideologien angegriffen werden. Wir sind solidarisch mit allen, die Repression erleben, weil sie für eine emanzipatorische Gesellschaft kämpfen.
BLUT KOT GLITZER
Queer-feministische Vorabenddemo
17. September 2021 | 18 Uhr | Adenauerplatz
Christlichen Fundamentalismus angreifen – Aktiv werden, laut sein, stören, „Marsch für das Leben“ zum Desaster machen!
18. September 2021 | ab 12 Uhr | an unterschiedlichen Orten in Berlin-Mitte
Wir kämpfen
• für das Recht auf Abtreibung und einen leichten Zugang zu Informationen (juristisch gesprochen die Streichung der Paragrafen 218 und 219 aus dem Strafgesetzbuch).
• dafür, dass Schwangerschaftsabbrüche Teil der medizinischen Ausbildung werden, und alle Krankenhäuser diese durchführen.
• dafür, dass Abtreibungen als medizinische Leistung von der Krankenkasse bezahlt und anerkannt werden. Und auch für Menschen ohne reguläre Krankenversicherung.
• für kostenfreie Verhütungsmittel für alle.
• für eine Schwangerschaftsbegleitung, die sich am Wohl der Schwangeren orientiert und nicht am „gesunden Volkskörper“.
• für eine Gesellschaft, in der jeder Mensch – ob mit oder ohne Behinderung – die Unterstützung bekommt, die er braucht.
• für eine Gesellschaft, in der alle Geschlechter und sexuellen Begehren ohne Angst gelebt werden können – denn wir lieben, wen und wie wir wollen.
Wenn du dich diesen Forderungen anschließen kannst, dann komm mit uns auf die Straße, um für eine solidarische emanzipatorische Gesellschaft und gegen den „Marsch für das Leben“ einzutreten und reproduktive Rechte für alle zu erkämpfen!
„Let´s be careful with each other, so we can be dangerous together!“
Das heißt auch: Mund-Nasen-Schutz tragen (wenn ihr könnt), auf Abstand achten und Rücksicht nehmen. Zeigen wir allen, dass Feminismus Leben schützt!