„Willkommenskultur für Neugeborene“ – What the fuck!?
Rassistische Bevölkerungspolitiken vom deutschen Kolonialismus bis heute
Die selbsternannte Lebensschutzbewegung hat sich angeblich dem Schutz der Familie verschrieben. Wenn wir genauer hinschauen, lässt sich erkennen, dass hiermit meist nur ganz bestimmte Familien gemeint sind: weiß, deutsch, christlich und hetero. Wenn auf dem sogenannten „Marsch für das Leben“ Schilder eine „Willkommenskultur für Neugeborene“ fordern und so eine pro-natalistische Politik für Inländer*innen gegen das Recht auf Asyl in Anschlag bringen oder die AfD mit dem Slogan „Neue Deutsche – machen wir selbst“ wirbt, wird das mehr als deutlich.
Dass konservative Diskurse um Fortpflanzung und Familie mindestens anschlussfähig für extrem rechte Ideologien sind, ist wenig verwunderlich: Ehe, Familie und Geburt sind der Punkt, über den auch Zugehörigkeiten wie Staatsbürgerschaft verhandelt werden – und die Schnittstelle, an der sich Vorstellungen von Geschlecht, „Volk“ und „Rasse“ kreuzen.
Hinweise zur Barrierefreiheit
Die Demoroute ist 3,6 km lang und barrierefrei.
Barrierefreie Toiletten:
- Nahe Rosenthaler Platz: Brunnenstr. 181 (Landesbibliothek)
- Große Hamburger Str. 5-11 (St Hedwigs Krankenhaus)
- Oranienburger Str. 28-31 (Jüdische Gemeinde)
- Friedrichstr. 108 (Friedrichstadtpalast)
- Washingtonplatz: Hauptbahnhof (Eingangsebene)
Aufruf 2019 ist online
Unser Aufruf zu den diesjährigen Protesten: Abtreibung legalisieren, Antifeminismus sabotieren!
Queer-feministische Demo und Aktionen am 21. September 2019, 10 Uhr, Rosenthaler Platz
Wir kämpfen
- für das Recht auf Abtreibung und einen leichten Zugang zu Informationen (juristisch gesprochen die Streichung der Paragrafen 218 und 219 aus dem Strafgesetzbuch).
- dafür, dass Schwangerschaftsabbrüche Teil der medizinischen Ausbildung werden, und alle Krankenhäuser diese durchführen.
- dafür, dass Abtreibungen als medizinische Leistung von der Krankenkasse bezahlt und anerkannt werden. Und auch für Geflüchtete übernommen werden.
- für eine Schwangerschaftsbegleitung, die sich am Wohl der Schwangeren orientiert und nicht am „gesunden Volkskörper“.
- für eine Gesellschaft, in der jeder Mensch – ob mit oder ohne Behinderung – die Unterstützung bekommt, die er braucht.
- für eine Gesellschaft, in der alle Geschlechter und sexuelles Begehren ohne Angst gelebt werden können – denn wir lieben, wen und wie wir wollen.
Männer, Frauen und sonst nichts – What the fuck!?
Die Aberkennung reproduktiver Rechte durch „Lebensschützer*innen“ und Staatsgewalt
Was sich im Kampf der selbsternannten „Lebensschützer*innen“ gegen Schwangerschaftsabbrüche ausdrückt, ist mehr als ein unverhohlener Antifeminismus: Die massive Intervention christlicher Fundamentalist*innen in die körperliche Selbstbestimmung gebärfähiger Personen speist sich aus einem extrem konservativen Weltbild, das inhärent hetero- und cis-normativ fundiert und einer völkischen Ideologie verhaftet ist. Eine ihrer wichtigsten Begründungsfiguren im Kampf gegen körperliche Selbstbestimmung ist eine vermeintlich natürliche, von Gott geschaffene Ordnung binärer Geschlechtlichkeit, die Frauen und Männer auf extrem starre Rollen verweist. Heterosexualität und Cisgeschlechtlichkeit werden in diesem Rahmen zur einzig natürlichen Norm erklärt, was die Negation queerer Existenzen zur Folge hat.
Selektion durch Pränataldiagnostik – What the fuck!?
Selbstbestimmung in einer patriarchalen, kapitalistischen, behinderten- und kinderfeindlichen Gesellschaft
Vorgeburtliche Untersuchungen, die mögliche Gesundheitsrisiken und genetische Abweichungen beim Fötus erkennen sollen, werden immer präsenter. Es werden neue Tests zur Untersuchung des Fötus entwickelt und darüber diskutiert, ob zusätzliche pränatale Untersuchungen in den Katalog der Regeluntersuchungen von Krankenkassen mit aufgenommen werden sollen. Durch die Möglichkeiten der Pränataldiagnostik (PND), den Fötus noch vor der Geburt auf seinen Gesundheitsstatus zu untersuchen, werden werdende Eltern und Schwangere, die sich für ein Kind entschieden haben, vor neue Entscheidungen und Fragen gestellt.
Ehe, Küche, Vaterland – What the fuck!?
Der Antifeminismus der Neuen Rechten mit Blick auf den „Marsch für das Leben“
Am 21. September ist es wieder soweit. Zum 17. Mal wollen selbsternannte „Lebensschützer*innen“ durch Berlin ziehen, um erneut schweigend gegen Schwangerschaftsabbrüche zu demonstrieren. Feminismus und das generelle Selbstbestimmungsrecht von Frauen und Schwangeren sind dabei erklärte Feindbilder der „Lebensschutz“-Bewegung. Mit dieser Ideologie teilen sie die Weltsicht der Neuen Rechten. Dennoch fanden sich in den vergangenen Jahren immer weniger bekannte Gesichter unter den Teilnehmenden. Ein Überblick.
Veranstaltungen 2019
Im Vorfeld der Proteste gegen den „Marsch für das Leben“ am 21. September 2019 in Berlin-Mitte finden verschiedene Veranstaltungen statt, die sich mit feministischen Kämpfen rund um reproduktive Rechte, körperliche Selbstbestimmung und die Angriffe auf diese beschäftigen.
Achtung: Der IL Stammtisch am 3. September beginnt schon um 19:30 Uhr
Pro Choice statt Pro Femina – 250 Menschen demonstrieren lautstark gegen Pseudo-Beratungsstelle von Abtreibungsgegner*innen
Für Donnerstag, 16 Uhr hatte das What-the-Fuck Bündnis zu einer Kundgebung am Adenauerplatz mobilisiert und trotz des Arbeitstages sind 250 Menschen gekommen. Denn direkt nebenan, am Kurfürstendamm 69, betreibt der “Lebensschutz”-Verein Pro Femina seit 1. Juli eine angebliche Beratungsstelle für Menschen im Schwangerschaftskonflikt.
Mit Transpis, Plakaten, Passant*innenflyern und Redebeiträgen wurde darüber aufgeklärt, wie Pro Femina Schwangere unter Druck setzt, auszutragen und wie die Kriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen durch die §§218 und 219 mit der Beratungspflicht und dem Informationsverbot für Ärzt*innen dazu führt, dass Menschen in einer ohnehin schon belastenden Situation manipulativen Berater*innen ausgesetzt sind.
Zwei Hebammen machten dagegen deutlich, wie es aussieht, wenn die Bedürfnisse der schwangeren Person in den Mittelpunkt der eigenen Arbeit gestellt werden – und dass Vereine wie Pro Femina hier keine Hilfe sind. Sie verwiesen auch auf tatsächliche Probleme in der Versorgung von Schwangeren, wie Hebammenmangel und die Schließung von Geburtshäusern und forderten eine kritische feministische Auseinandersetzung mit den Themen Präimplantations- und Pränataldiagnostik.
Beim Klassiker „1, 2 oder 3?“ konnten alle ihr Wissen rund um das Thema Schwangerschaftsabbrüche auffrischen. Oder wisst ihr, wieviele Stellen in Fulda Abbrüche durchführen? Gar keine, war die richige und ernüchternde Antwort.
Und das liegt nicht zuletzt an der „Lebensschutz“-Szene, der auch Pro Femina zuzurechnen ist, die Ärzt*innen massiv unter Druck setzt, bedroht und einschüchtert.
Aber: wir werden die Fundis nicht in Ruhe lassen – weder die falschen Berater*innen von Pro Femina, noch den „Marsch für das Leben“ am 21. September! Die Kundgebung gestern wurde schon von zahlreichen Feminist*innen zur Vernetzung genutzt, die Saison kann beginnen! Gestern waren wir schon viele, im September werden wir noch mehr!
My body, my choice!
Pressemitteilung 30.07.2019
Kundgebung am Donnerstag: Pro Choice statt Pro Femina!
Einen Monat nach der Eröffnung der selbsternannten „Beratungsstelle“ Pro Femina in Berlin ruft das What-the-fuck-Bündnis zur Kundgebung „Pro Choice statt Pro Femina!“ auf. Die Kundgebung findet an diesem Donnerstag, den 1. August 2019, um 16 Uhr am Adenauerplatz statt.
Pressesprecherin Lili Kramer hierzu: „Der Verein Pro Femina täuscht Schwangere, indem er sich als ‚Schwangerschaftskonfliktberatung‘ ausgibt. Das Aufsuchen einer staatlich anerkannten Schwangerschaftskonfliktberatung ist rechtlich notwendig, um innerhalb der ersten 12 Wochen einer Schwangerschaft eine Abtreibung straffrei durchführen zu können. Doch die ‚Berater*innen‘ von Pro Femina stellen weder den dafür benötigten Beratungsschein aus, noch beraten sie ergebnisoffen oder seriös. Die Verwechslung mit der staatlich anerkannten Beratungsstelle pro familia ist hier allein durch die Namensgebung durchaus gewollt. Schwangere werden bewusst getäuscht und in ihrem Recht auf eine selbstbestimmte Entscheidung eingeschränkt – entscheiden sie sich für einen Abbruch der Schwangerschaft, müssen sie eine andere Beratungsstelle aufsuchen, die einen Beratungsschein ausstellt. Teilweise ist dafür dann aber keine Zeit mehr: Pro Femina zögert die Beratung so lange hinaus, bis die ersten 12 Wochen der Schwangerschaft überschritten sind und eine reguläre Abtreibung nicht mehr möglich ist.“
Das What-the-fuck-Bündnis fordert die ergebnisoffene Beratung von Schwangeren in Krisensituationen und den freien Zugang zu Informationen über Abtreibungen. Das Bündnis kämpft für das Recht von Menschen, selbst zu entscheiden, ob eine Schwangerschaft bestehen bleibt oder nicht.
Die Kundgebung ist eine von mehreren Aktionen gegen die sogenannte „Lebensschutzbewegung“ in Vorbereitung auf die diesjährigen Gegenproteste zum „Marsch für das Leben“. Unter dem Slogan „Antifeminismus sabotieren – Abtreibung legalisieren“ mobilisiert das queer-feministische und antifaschistische What-the-fuck-Bündnis zu Demo und Aktionen am 21. September 2019.
Weitere Informationen stehen unter whatthefuck.noblogs.org sowie bei Twitter (@nofundis) und Facebook (@1000KreuzeWTF) zur Verfügung.
Presse-E-Mail: presse-wtf@riseup.net
Presse-Nummer: 0151 29798618